Presse, Trierischer Volksfreund vom 26. 6. 2023

 

Gesellschaft für Bildende Kunst Trier

Das sind die Gewinnerinnen des Kunstpreises 2023

 

Trier · Am Freitagabend ist der Kunstpreises 2023 der Gesellschaft für Bildende Kunst Trier verliehen worden – an zwei Künstlerinnen, die gemeinsam in ihren Werken eine Hommage an die Region geschaffen haben.

 Die Gewinnerinnen des Kunstpreises 2023 der Gesellschaft für Bildende Kunst, von links: Martina Diederich und Jehan Abuaffar.

 

Foto: Eva-Maria Reuther

 Von Eva-Maria Reuther

Ein Luftzug bewegt die schillernden keramischen Wellen, die Jehan Abuaffar in ihrer Installation „Die Mosel“ von der Decke schweben lässt, und deren vielfältige Bewegungen die Kunsthalle Trier zu einer poetischen Flusslandschaft machen, deren Wellenspiel sich gleichsam im Himmel spiegelt. An der Wand dahinter erden Martina Diederichs ausdrucksvolle Gemälde den Fluss.

Kunstpreis der Trierer Gesellschaft für Bildende Kunst geht 2023 an Künstlerinnen-Duo

Mit ihrer Präsentation gewannen die beiden Künstlerinnen am Freitag den Kunstpreis 2023 der Trierer Gesellschaft für Bildende Kunst. Dazu später mehr. Erneuerung ist angesagt bei der traditionsreichen Kunstvereinigung. Weshalb der Kunstpreis Wettbewerb in diesem Jahr den Titel „ReNew“ trägt. Wobei das „New“ zur ausdrücklichen Unterstreichung des Erneuerungswillens mit so genanntem Binnenmajuskel groß geschrieben wird. (Ein Verfahren zur Bedeutungshervorhebung, das schon zu Luthers Zeiten beliebt war.)

 

Der Kunstpreis gehört zu den notwendigen Strategien, die den Verein jünger und attraktiver machen sollen, wie Kurator Andreas Hamacher zur Eröffnung der Preis-Ausstellung erklärte. Einmal mehr hatte man sich für das Tandem-Format entschieden, bei dem jeweils zwei Kunstschaffende ein kreatives Team bilden. Sieben Künstlerinnen- bzw. Künstler-Duos, denen sowohl Mitglieder der Gesellschaft wie Gäste angehören, wählte die mehrköpfige Jury für die Ausstellung aus. Ihre Arbeiten sind jetzt in der Kunsthalle der Europäischen Kunstakademie zu sehen, wo die Gesellschaft neuerlich zu Gast ist. Gezeigt werden installative und bildhauerische Arbeiten, Malerei und etwas Fotografie.

Mit ihrer Entscheidung für das Künstlerinnen-Duo Jehan Abuaffar und Martina Diederich als Preisträgerinnen hat die Jury fraglos das stärkste Duo mit dem Ehrenpreis (Preis ohne Preisgeld) bedacht. Dabei hat sie eine Gemeinschaftspräsentation ausgezeichnet, deren Arbeiten nicht nur im Einzelnen künstlerisch überzeugen, sondern auch ein schlüssiges Ganzes bilden und zudem das Thema Erneuerung über das Bild des Wassers subtil und hochpoetisch reflektieren.

Das sind die Gewinnerinnen des Kunstpreises 2023

Martina Diederich, die zum Vorstand der Gesellschaft für Bildende Kunst gehört, ist in Trier als Malerin bestens etabliert und geschätzt. In der Kunsthalle legt sie ein großformatiges mehrteiliges Gemälde zum Thema Strudel vor. Raumgreifend und feinsinnig stellt sich die Arbeit ihrer eingeladenen Duo-Partnerin Jehan Abuaffar dar. Die Keramikerin aus Jordanien, die seit Jahren in Trier lebt, gehört zu den Stillen im Lande. Umso ausdrucksstärker sind ihre sensiblen, ihre Themen durchdringenden und formal eindrücklichen Arbeiten.

Die Künstlerin aus der jordanischen Zweimillionenstadt Irbid ist eine Grenzgängerin zwischen Ost und West.  Nach ihrem Studium an der international angesehenen University of Applied Sciences ihrer Heimatstadt kam sie als Gaststudentin an das renommierte Institut für künstlerische Keramik und Glas in Höhr-Grenzhausen, wo sie 2013 mit dem Master abschloss.

Abouaffars Installation „Mosella“ bezieht sich auf die gleichnamige Dichtung des römischen Trierer Prinzenerziehers Ausonius. Ihre glitzernden, sich im Luftzug bewegenden keramischen Moselwellen sind ein zauberhaftes Bild des Flusses, seiner Ruhelosigkeit, seiner Vitalität und seine Fähigkeit, sich in der Bewegung selbst zu erneuern. „Wir sind glücklich“, strahlte das siegreiche Duo. 

 Installation „Die Mosel“ von Jehan Abuaffar und Gemälde „Strudel“ von Martina Diederich.

 

Foto: Eva-Maria Reuther

Was es bei der Ausstellung „ReNew“ in der Europäischen Kunstakademie Trier sonst zu sehen gibt

Nicht alles ist in dieser Schau Erneuerung, schon gar nicht künstlerisch. Und mancher strampelt in seinem Tandem dann doch allein. Altbekannt sind die sehenswertesten Arbeiten des Künstler - Duos Jachym Fleig und Christoph Napp-Zinn.

Eine dynamischen, vielschichtige sich quasi ständig erneuernde „konzeptuelle Fotografie“ ist Napp-Zinns Mischtechnik aus Malerei und Fotografie.

In einem stetigen Erneuerungsprozess begriffen ist auch Fleigs Betonplastik mit ihren malerischen Wucherungen.

„Zweifel am Lebendigen“ meldet in ironischer Brechung das Vater und Sohn Künstler-Duo Clas und Paul Steinmann in seinen Objektkästen an, mit ihren variablen Architekturmodellen und den selbstironischen Requisiten von Clas Steinmann, wie etwa die nachgeformte menschliche Hand.

Anna Recker und Gérard Claude widmen sich dem Verhältnis von künstlerischer Idee und dokumentarischer Fotografie am Beispiel des Himmels.

Lediglich dekorativ verhandeln Liane Deffert und Ute Krautkremer den Widerspruch zwischen Kultur und Natur in ihrer Installation „HARD EDGE-NATURAL SHAPE“. Defferts „künstlicher“ Geometrie stehen Krautkremers natürliche offene Formen von Ästen und Zweigen gegenüber.

Weitere Duos bilden Albrecht Wien und Jörn Plaß sowie René Dietle und Karin Christoph

 

Die Ausstellung ist bis 23. Juli zu sehen, Dienstag bis Freitag von 11 bis 18 Uhr, Samstag und Sonntag von 11 bis 17 Uhr, es gibt ein umfängliches Begleitprogramm.